Uns geht es hier ja gerade auch immer wieder um Diskriminierung und unangenehme Begegnungen rund im Schwangerschaften, die von einer vermeintlichen "Norm" abweichen. Hast du negative Erfahrungen gemacht, weil du als Single-Mutter per Samenspende ein Kind bekommen hast und wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Zum Glück hatte ich nur selten negative Reaktionen, und die kamen hauptsächlich über Social Media. Abfällige Kommentare wie "Das arme Kind" berühren mich kaum. Ich bin Veganerin der ersten Stunde, ich bin es gewohnt, kritisiert zu werden. Die meisten Menschen in meinem Umfeld haben sich gefreut, als ich schwanger wurde.
Wenn du auf deine Kinderwunsch-Zeit zurückblickst, welche Verbesserungen würdest du dir für andere Menschen mit Kinderwunsch ab 40 wünschen?
Ich würde mir mehr Unterstützung von Ärztinnen und Ärzten wünschen, insbesondere in Bezug auf zusätzliche Tipps zu Blutwerten oder Nahrungsergänzungsmitteln. Außerdem sollte die Politik hier stärker eingreifen und auch Kinderwunschbehandlungen bei älteren Frauen finanziell unterstützen. So werden Kinderwunschbehandlungen ab einem gewissen Alter von vielen Steuerbehörden nicht mehr als Sonderausgabe akzeptiert. Und was mich auch ärgert: Hat eine Frau einen One Night Stand, kennt den Mann nicht und wird so schwanger, bekommt sie Unterhaltsbeihilfe. Ich hingegen bekomme diese nicht, da ich mir die Situation selbst so ausgesucht habe. Aber produziere ich nicht genauso einen Steuerzahler? Ich finde das ziemlich unfair, denn ich mir meine Lage ja nicht wirklich freiwillig ausgesucht.
Was möchtest du unseren Leserinnen abschließend noch mit auf den Weg geben?
Trennt euch von Männern, die euren Kinderwunsch nicht teilen, es sei denn vielleicht, es ist die ganz große Liebe. Ein starker Kinderwunsch ist nicht verhandelbar und auch nicht zu unterdrücken. Und wartet damit nicht so lange wie ich. Gebt nicht auf, solange die Finanzen und die Nerven mitmachen!
Ich habe 20 Inseminationen im natürlichen Zyklus gebraucht und mich hat ein Zitat von JM Storm durch die Kinderwunschzeit getragen, das sowas wie ein Lebensmotto geworden ist: "Magic happens when you don't give up, even when you want to. The universe always falls in with a stubborn heart."
In unserem Alter das goldene Ei zu finden, gleicht eben ein bisschen einer Lotterie, bloß dass die Chancen weit besser stehen. Man sollte sich nicht durch ungünstige Faktoren entmutigen lassen. Klar hatte ich gute Ausgangsvoraussetzungen, während meiner Kinderwunschzeit habe ich aber auch Frauen kennengelernt, die unter Autoimmunkrankheiten litten, einen AMH-Wert von praktisch Null hatten oder sogar eine Krebstherapie hinter sich und dennoch ein Kind bekommen haben. Möglich ist vieles, und Wunder gibt es immer wieder! Ich habe sogar Frauen kennengelernt, die gleich noch mehrere Kinder im Alter von über 45 bekommen haben. Ärgert euch nicht über Ausgaben, wenn es mal wieder nicht geklappt habt. Seht es als Investition in eure geistige Gesundheit, selbst wenn es am Ende gar nicht klappen sollte. Ich jedenfalls hätte mir nie verziehen, es nicht wenigstens versucht zu haben. Während meiner Schwangerschaft habe ich oft an die Aussage gedacht, dass der Körper in jeden Zyklus das noch beste verfügbare Ei für den nächsten Sprung aussucht. Das hört sich dann ein bisschen so an, als ob am Ende nur noch Restekiste oder Ausschussware übrig wäre. Und nun schaue ich mir meinen Dari an, so hübsch und stark und süß wie er ist und frage mich, wie hätte ein jüngeres Ei je "besser" sein können? In diesem Sinne wünsche ich euch allen ganz viel Babyglück und Durchhaltevermögen <3
Nadine findet ihr auf www.terraveggia.de und auf Instagram.