15 Dinge, die dir niemand über die erste Zeit nach der Geburt gesagt hat
Geburt ist krass – Wochenbett ist krasser?
Nun, natürlich nicht immer. Aber in den ersten Tagen, Wochen und Monaten nach deiner Schwangerschaft warten einige echte Überraschungen auf dich. Und obwohl so viele Frauen das erleben, spricht kaum jemand darüber. Wir wollen das ändern, denn wir finden: Die ersten Wochen mit Kind verdienen mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie die Schwangerschaft und die Geburt selbst. Wenn dir alle nur von ihren Urinproben, PDAs und Geburtsabläufen erzählen, übernehmen wir den Part fürs Wochenbett. Lass uns starten:
1. Alles fließt: Tränen, Milch, Urin und Blut
Nach der Geburt strömen viele Flüssigkeiten aus deinem Körper – und das ist ganz normal. Besonders in den ersten Tagen fließen viele Tränen (auch bekannt als Babyblues oder Heultage). Das hat nicht nur mit der hormonellen Umstellung zu tun, sondern auch mit der Erschöpfung von der Geburt und dem neuen Leben. Die Milch kommt oft innerhalb der ersten drei bis fünf Tage nach dem Milcheinschuss und kann auch mal wie ein Wasserfall fließen (das ist von Frau zu Frau unterschiedlich, also lass dich nicht verunsichern, wenn bei dir kein „Milchspringbrunnen“ entsteht). Wichtige Info: Auch vor dem Milcheinschuss produzierst du bereits Milch, das sogenannte Kolostrum. Urin kann nach der Geburt wegen der Beanspruchung des Beckenbodens manchmal nicht gut gehalten werden; das betrifft etwa 30-50 % aller Gebärenden. Daher kann es auch zu unkontrolliertem Ausfluss kommen. Die dicken Wochenbettbinden fangen kleinere Mengen auf, ein Handtuch oder ein Nässeschutz im Bett kann in den ersten Tagen ebenfalls hilfreich sein. Und Blut – ja, das auch. Der Wochenfluss entsteht aus der Wunde, die die Plazenta in deiner Gebärmutter hinterlässt. Direkt nach der Geburt ist diese Wunde etwa so groß wie deine Handfläche und heilt während des Wochenbetts ab. Sobald sie verheilt ist, versiegt auch der Wochenfluss.
2. Dein Bauch fühlt sich an, als würden die Organe darin herumpurzeln
Nach der Geburt ist deine Gebärmutter noch ziemlich groß, alles ist (innen und außen) etwas geschwollen, und deine Organe, die während der Schwangerschaft verdrängt wurden, sortieren sich zurück an ihren Platz. Auch der Beckenboden kann nach der Geburt stark beansprucht sein und wird sicher nicht sofort wieder so fest wie vor der Schwangerschaft. Dieses „Leere“-Gefühl in deinem Bauchraum kommt auch daher, dass der Beckenboden eine Muskelschicht ist, die dein Becken nach unten hin „abdichtet“ und die Organe an ihrem Platz hält. In der ersten Zeit nach der Geburt vollzieht deine Gebärmutter ein kleines Wunder: Innerhalb weniger Tage zieht sie sich zusammen und wird immer kleiner. Dabei verschließt sie die Wunde, die die Plazenta hinterlassen hat, und ist schon nach ein paar Tagen hinter dem Schambeinknochen nicht mehr tastbar. Um die Rückbildung der Gebärmutter zu unterstützen, kannst du täglich ein paar Minuten in Bauchlage verbringen, eventuell mit einem gerollten Handtuch unter dem unteren Bauch.
3. In der ersten Zeit nach der Geburt kannst du manchmal Urin (und Stuhl) nicht gut halten
Wie bereits erwähnt: Etwa 30-50 % der Gebärenden haben nach der Geburt Schwierigkeiten, Urin – und manchmal auch Stuhl – zu halten. Das liegt an der beanspruchten Beckenbodenmuskulatur, die Vagina, Harnröhre und Enddarm umschließt und für die Kontinenz verantwortlich ist. Das kann von „nicht merken, dass die Blase voll ist“ bis zu „ich merke, dass ich muss, schaffe es aber nicht mehr zur Toilette“ reichen. Bei vielen Menschen regelt sich die Kontinenz in den ersten Tagen oder Wochen von selbst, bei anderen verbessert sie sich, sobald sie mit Beckenbodenübungen beginnen. Sollten alle Maßnahmen nicht helfen, kannst du dich immer an deine Hebamme oder Gynäkologin wenden: Es gibt spezialisierte Physiotherapeutinnen und Osteopathinnen, die dir helfen können.
4. Es ist völlig normal, mit einem Neugeborenen nicht nur vor Liebe zu zerfließen
Schwierige Gefühle im Wochenbett sind völlig normal! Auch wenn Medien und Freundinnen und Freunde oft den Eindruck vermitteln, dass die erste Zeit nach der Geburt nur aus rosaroten Wolken besteht, ist es ganz normal, wenn du dich angestrengt und genervt von deinem Baby fühlst, hilflos bist oder sogar wehmütig dein altes Leben vermisst. Die Hormone in deinem Körper fahren Achterbahn und verstärken die Gefühle zusätzlich. Lass dich nicht verunsichern: Die Ankunft eines neuen Familienmitglieds bringt oft viel Veränderung mit sich. Zeit, Ruhe und vielleicht auch die ein oder andere Therapie-Stunde können helfen, damit sich deine Familie neu einpendeln kann.
5. Stillen klappt meistens nicht „einfach so“
Euer Umfeld, Instagram, TikTok & Co. vermitteln oft einen anderen Eindruck, aber Stillen ist keine angeborene Fähigkeit – es ist eine soziale Fähigkeit, die du und dein Kind erst erlernen müsst. Daher ist es normal, wenn es nicht von Anfang an reibungslos klappt und du Unterstützung bei der richtigen Anlegetechnik benötigst. Was nicht okay ist: Schmerzen in den Brüsten, blutige Brustwarzen oder starke negative Gefühle beim Stillen. Klar, ein gewisses Reizungsgefühl an den Nippeln ist normal, und der Milcheinschuss kann schmerzhaft sein. Aber wenn du das Gefühl hast, dass du dich „durchbeißen“ oder „aushalten“ musst, ist das ein Alarmsignal. Du entscheidest, was für dich funktioniert – egal, ob du zufüttern, abpumpen oder auf andere Stillmethoden zurückgreifen möchtest.
6. In den ersten Tagen kommen große und feste Stücke Blut heraus, die sogenannten Koagel
Für viele Gebärende ein beängstigender Moment: In den ersten Tagen nach der Geburt können große, leberartige Stücke aus dir herauskommen. Diese sogenannten „Koagel“ sind Stücke von geronnenem Blut, die während des Wochenflusses aus deiner Gebärmutter fließen. Wenn du viel liegst, kann sich das Blut in der Vagina sammeln und dort gerinnen. Solltest du jedoch sehr viel flüssiges Blut in Schwallbewegungen verlieren, kontaktiere bitte deine Hebamme, Gynäkologin oder das nächste Krankenhaus.
7. Du pupst – unkontrolliert und oft
Wir haben den Beckenboden bereits erwähnt, und er spielt eine wichtige Rolle nach der Geburt. Er kontrolliert neben Urin und Stuhl auch das Pupsen. Nach einer Spontangeburt ist der Beckenboden oft überdehnt, sodass es schwierig ist, Flatulenzen zu kontrollieren. Das bedeutet, dass du häufiger pupst, besonders beim Lachen, Weinen, Husten oder Aufstehen. Auch nach einem Kaiserschnitt sind Blähungen häufig, aber hier kommen sie nicht vom Beckenboden, sondern von der Bauchoperation selbst.
8. Dein Bauchgefühl ist deine Superkraft
Bereits während der Schwangerschaft hast du wahrscheinlich ungefragt Ratschläge erhalten, die von allen Seiten auf dich einprasseln. Jede*r weiß, wie du mit deinen Stillherausforderungen umgehen sollst, was für den Schlaf hilfreich ist und wie lange Babys getragen werden sollten. Das Gute daran: Du entscheidest selbst, was für dich und deine Familie passt. Es gibt unzählige Möglichkeiten zu füttern, zu wickeln und dein Leben zu gestalten – mach dein Ding!
9. Nach drei bis vier Monaten fallen manchmal Haare aus – viele Haare
Deine Hormone spielen nach der Geburt verrückt, und das Östrogen, das du während der Schwangerschaft in hohen Mengen hattest, wird nicht in dieser Stärke zurückkehren. Dies kann zu Haarausfall führen. Dieser postpartale Effluvium kann heftig erscheinen, aber in den meisten Fällen legt sich der Haarausfall, sobald sich die Hormonspiegel stabilisieren und die Regelblutung wieder einsetzt – und die Haare wachsen nach.
10. Deine Vagina kann geschwollen sein und sich wund anfühlen, heilt aber oft schnell
Über Geburtsverletzungen wird glücklicherweise immer offener gesprochen, aber viele wissen nicht, dass sich Vulva und Vagina auch ohne Dammriss oder -schnitt nach der Geburt wund und geschwollen anfühlen können. Diese Schwellungen resultieren aus der großen Dehnung während der Spontangeburt. Schürfungen können ebenfalls auftreten, wenn das Köpfchen und der Körper deines Kindes an den Vaginal- und Vulvawänden entlang reiben. Diese Verletzungen heilen in der Regel schnell und ohne Komplikationen.
11. Es kann schwer sein, sich selbst nicht zu vergessen
Das Wochenbett kann herausfordernd sein: Auf einmal ist da dieses kleine Wesen, das alle Aufmerksamkeit erfordert. Dabei ist es wichtig, dass du dich nicht selbst vergisst. Deine Ernährung spielt eine entscheidende Rolle, denn du brauchst Energie und Nährstoffe, um dich um dein Baby kümmern zu können. Überlege dir schon vor der Geburt, welche Mahlzeiten du zubereiten kannst – sei es durch eingefrorene Gerichte oder Essenslieferungen.
12. Org*smen können „anders“ sein als vor der Schwangerschaft
Einige Menschen empfinden nach der Geburt ein intensiveres Lustgefühl, andere stellen fest, dass der Höhepunkt weniger stark ausfällt oder nicht mehr zu erreichen ist. Dies ist nicht unnormal. Die Rückbildung des Körpers ist ein Prozess, der Zeit braucht. Falls du Schwierigkeiten hast, kontaktiere auch hier deine Hebamme oder Gynäkologin.
13. Du schwitzt nach der Geburt wie verrückt
Im Wochenbett kommt es zu einem starken Abfall des Hormons Progesteron, das während der Schwangerschaft dazu beigetragen hat, deine Blutgefäße zu erweitern. Mit dem Abfall von Progesteron verengen sich die Gefäße wieder, und überschüssige Flüssigkeit wird aus deinem Gewebe ins Blut zurückgeführt. Diese große Menge an Flüssigkeit wird hauptsächlich durch zwei Körperfunktionen ausgeschwemmt: starkes Schwitzen und häufiges Wasserlassen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass frischgebackene Mütter so stark schwitzen, dass sie sich nachts mehrmals umziehen müssen – das ist ganz normal. Solltest du Schwierigkeiten haben, deinen Harndrang richtig wahrzunehmen, empfehlen wir, regelmäßig auch ohne Harndrang zur Toilette zu gehen, um eine Stauung des Urins durch die erhöhte Urinproduktion zu vermeiden.
14. Alle Gefühle sind in Ordnung
Nach der Geburt kann es für viele Mütter anfangs einsam werden, insbesondere wenn der erste Besuch von Freunden und Verwandten vorbei ist. Während diese Zeit voller Glücksmomente und Geschenke ist, kann das plötzliche Fehlen von Besuchern und die Rückkehr des Partners zur Arbeit zu einem Gefühl der Isolation führen. Du verbringst dann viel Zeit mit deinem kleinen Baby, das zwar viel fordert, aber noch nicht in der Lage ist, viel zurückzugeben. Auch innerhalb der Partnerschaft kann Einsamkeit auftreten, da ihr euch an die neue Familiendynamik gewöhnen und möglicherweise nicht genügend Zeit habt, um Konflikte in Ruhe zu besprechen. Auch wenn wir diese Einsamkeit nicht nehmen können, möchten wir dir versichern: Du bist nicht allein, und auch diese Phase wird vorübergehen. Das ist versprochen!
15. Du kannst entscheiden, dass du KEINEN Besuch im Wochenbett haben willst
Nachdem ihr eure Schwangerschaft verkündet habt, könnte deine Schwiegermutter sich bereits für ihren Platz bei der Geburt angemeldet haben. Ihr habt jedoch das Recht, selbst zu entscheiden, wie viel Besuch ihr in den ersten Wochen nach der Geburt haben möchtet. Ihr könnt Freunden und Verwandten mitteilen, dass ihr nach der Geburt erst einmal Zeit für euch braucht, um anzukommen. Wie lange dieser Zeitraum dauert – ob zwei Stunden, zwei Tage, zwei Wochen oder sogar zwei Monate – liegt ganz bei euch. Alles ist absolut in Ordnung!
Fazit
Das Wochenbett ist eine Zeit des Wandels, die viele körperliche und emotionale Herausforderungen mit sich bringt. Es ist wichtig, über die realen Erfahrungen zu sprechen, um die Erwartungen an die Zeit nach der Geburt zu klären. Jede Frau ist einzigartig, und es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ in dieser Zeit. Stelle sicher, dass du die Unterstützung bekommst, die du brauchst, und höre auf dein Bauchgefühl – es ist dein bester Ratgeber!